Vor einigen Jahren bekam ich ein paar Sämlinge von Stipa tenuissima geschenkt, weil ich die Schönheit dieser Gräser bewundert hatte. Ich freute mich sehr, hoffte, dass sie den langen Transport in meiner Reisetasche überstehen würden und pflanzte sie, zu Hause angekommen, in die Ritzen zwischen den Pflastersteinen im Hof. Dort fühlen sie sich offensichtlich wohl, denn innerhalb kurzer Zeit haben sie sich vervielfältigt und erobern im Hof immer weiter Terrain. Im Deutschen gibt es verschiedene Namen für das Gras: Zartes Federgras, Engelhaargras, Frauenhaargras, Reiherfedergras – alle deuten auf die Zartheit der Pflanze hin. Umso erstaunlicher finde ich das Gras im Winter: auch wenn es immer wieder von Schnee bedeckt wird und selbst dann noch, wenn es den vom Weg geschippten Schnee abbekommt, erhebt es sich unversehrt, sobald der Schnee getaut ist. So freue ich mich an seinem Anblick zu jeder Jahreszeit und möchte es nicht mehr missen. (Sollte ich jetzt Begehrlichkeiten geweckt haben: Sämlinge gebe ich gern ab.)